Lebensberaung

Anlässe der Beratung sind vor allem Probleme mit dem eigenen Verhalten und Erleben, Beziehungsprobleme und Fragen im Zusammenhang mit Trennung und Scheidung; bei Kindern und Jugendlichen auch Entwicklungsauffälligkeiten oder Schulprobleme.

Circa zehn Prozent der Klienten leiden unter schweren psychischen Störungen, finden aber regional keine entsprechenden zeitnahen Psychotherapieangebote im Gesundheitsbereich und nutzen in der Zwischenzeit alternative Angebtoe.

Lebensberatung wird verstanden als zeitlich begrenzte Form der Hilfe und Unterstützung, sie ist vor allem Hilfe zur Selbsthilfe. Im Gegensatz zum konkreten „Ratschlag“ durch Freunde, Bekannte oder Verwandte geben professionelle Berater zwar auch Informationen, sie versuchen in der Regel jedoch auf dem Hintergrund einer Beratungstheorie neuen Raum für Veränderungen zu öffnen; dabei bleiben die entscheidenden Handlungsschritte bei den Klienten.

Die meisten Beratungen (ca. 60 bis 70 Prozent) sind nach ein bis fünf Gesprächen beendet, nur ca. 15 Prozent aller Beratungen in evangelischen Beratungsstellen benötigen mehr als 10 Gespräche. Die Tendenz zu Kurzberatungen ist dabei sicher auch auf den großen Bedarfsdruck sowie die Entwicklung von speziellen Konzepten für kürzere Beratungen zurückzuführen. Für diese kirchliche Form der Lebensberatung, die auch als eine Form der seelsorgerlichen Zuwendung gesehen wird, gibt es bisher keine Alternativen des Staates und keine gesetzlich geregelte finanzielle Unterstützung. In vielen Beratungsstellen beteiligen sich daher die Klienten an den Kosten in Form von Gebühren oder durch Spenden.

Als Grundhaltung der Berater überwiegt eine ressourcenorientierte Wahrnehmungs- und Denkweise. Lebensberater gehen davon aus, dass Rat suchende Menschen selbst bei ausgeprägten Problemen oft noch über genügend eigene Ressourcen verfügen, die zur Klärung und Bewältigung in der kritischen Lebenssituation eingesetzt werden können. Der professionelle Berater ist in diesem Zusammenhang eher Klärungshelfer, Anreger und Unterstützer.

Wichtige Qualitätskriterien sind u.a. der freie, niedrigschwellige und unbürokratische Zugang, unabhängig von Konfession, Nationalität oder Einkommen, das multiprofessionelle Team, strenge Verschwiegenheitspflicht, Verpflichtung zu regelmäßiger Fortbildung und Supervision sowie Ausrichtung der Beratungsarbeit ausschließlich nach den Regeln des fachlichen Könnens. Bisher existiert keine allgemein gültige Beratungstheorie und der Beruf Lebensberater oder Lebensberaterin ist in Deutschland bisher nicht geschützt.